Realschule Plus - Daun Vulkaneifel - Kooperative Realschule

„Bis zu den Herzen vordringen“

Steven Spielbergs Film Schindlers Liste, der 1994 in die deutschen Kinos kam und sieben Oscars erhielt, stand im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltung an der Drei-Maare-Realschule plus Daun zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee.

Nach einer Mahnwache der Schülervertretung und dem Lied „Sag Nein“ von Konstantin Wecker sprach Rektor Thomas Follmann einführende Worte zu den teilnehmenden Neunt-, Zehnt- und Zwölftklässlern. „Wir treffen uns heute hier, um gegen das Vergessen zu kämpfen und uns in die Pflicht zu nehmen, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe, ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben führen können, wie wir es auch für uns wünschen.“ Er erinnerte an den Leidensweg der vielen Opfer, die Tage und Wochen in Viehwagons der Reichsbahn eingepfercht waren und in die NS-Vernichtungslager gebracht wurden, wo auf Millionen der Tod wartete. Allein in Auschwitz wurden 1,1 Millionen Menschen ermordet, die meisten davon Juden.

Dass Antisemitismus und Rechtsextremismus nicht der Vergangenheit angehören, dafür nannte Thomas Follmann den Terrorakt von Halle, mit dem der Täter eine vollbesetzte Synagoge treffen wollte sowie die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im vergangenen Jahr. Sein Mörder, ein Neonazi, kommt aus der Szene, die jahrelang eine regelrechte Hetzjagd auf den CDU-Politiker betrieben hat, weil dieser sich für eine Flüchtlingsunterkunft ausgesprochen hatte.

Follmann ließ die Schüler auch an einer persönlichen Erinnerung teilhaben, um das Netzwerk des nationalsozialistischen Regimes, das allgegenwärtige Klima der Angst und des Verrats zu verdeutlichen: Seine Großmutter wohnte im kleinen Moselort Ediger-Eller. Im Herbst bei der Weinlese wurde während der Kriegszeit auch über das Hitlerregime und den Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei gesprochen. In diesem Zusammenhang sagte ein junger Mann: „Ich wünscht der Himmler wär gehimmelt.“ Einen Tag später sei er von der Gestapo verhaftet und drei Tage später in einem Zinksarg in den Weinort zurückgebracht worden - der Sarg durfte nicht mehr geöffnet werden.

Geschichtslehrer Peter Fricke stellte den Film um den deutschen Fabrikbesitzer und NSDAP-Mitglied Oskar Schindler anschließend in den historischen Zusammenhang:

„1944: zwei Männer in einem dunklen, verrauchten Raum. Die Szene wird von einem grellen Licht beleuchtet, man hört das harte, mechanische Geklapper einer alten Schreibmaschine, unterbrochen von einer fordernden, ungeduldigen Stimme. `Mehr, mehr...Wie viele? 450! Mehr, mehr, ich will auch die Kinder!`“ Der Mann hinter der Schreibmaschine ist Schindlers jüdischer Buchhalter, Freund und rechte Hand, mit dem der Großindustrielle eine Liste erstellt, auf der schließlich die Namen von 1200 jüdischen Arbeitern stehen werden, darunter viele Kinder, abgekauft von der SS. „Diese Liste ist etwas absolut Gutes. Diese Liste ist das Leben, und rund herum, um ihre Ränder, ist das Verderben“, zitiert Fricke Buchhalter Itzhak Stern.

Er betont auch, dass es bei der Gedenkveranstaltung nicht allein darum gehe, historische Kenntnisse zu vermitteln, sondern emotional zu berühren und Betroffenheit zu erzeugen, um bis zu den Herzen der Jugendlichen vorzudringen und für das so wichtige Thema zu sensibilisieren. Der Antisemitismus nehme immer groteskere Formen an, auch in Schulen würden immer häufiger antisemitische Schimpfwörter gebraucht.

Achten sollten die Schüler in Schindlers Liste auch auf das Mädchen im roten Mantel, den einzigen Farbtupfer des sonst gänzlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Films. Im anschließenden Gespräch mit einer zehnten Klasse hatten viele dieses Symbol verstanden und betonten, dass der Film sie sehr ergriffen habe. Auch konnten sie das Psychogeflecht zwischen den Hauptfiguren Schindler und Amon Göth, dem SS-Offizier, Sadisten und Menschenverächter  interpretieren und äußerten ganz klar, dass der Gedenktag am 27. Januar absolut wichtig und notwendig sei.

© Drei-Maare-Realschule plus Daun
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