Realschule Plus - Daun Vulkaneifel - Kooperative Realschule

Präventionsprojekt an der Drei-Maare-Realschule plus Daun


Niemand plant seinen Absturz

„Nein, ich bin nicht der Bruder von Mark Forster und ja, ich sehe aus wie Sido,“ nimmt der Bestsellerautor und Youtuber Dominik Forster in seinem Programm ,,Flashback“ vorweg, was den Schülerinnen und Schülern sofort in den Sinn kommt, als er nach kurzer knackiger Ankündigung vor sein Publikum tritt. Er ist Ex-Junkie, Ex-Obdachloser, Ex-Dealer und Ex-Knacki und hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit seiner Lebensgeschichte an Schulen zu gehen und junge Leute vor Drogen zu warnen.

In der voll besetzten Turnhalle der Drei-Maare-Realschule plus Daun spricht er kurz vor den Weihnachtsferien für die Klassenstufen sieben bis 10 sowie für Förderschüler der höheren Klassen.

„Drogen sind geil, machen aber kaputt. Für diese Aussage werde ich oft zensiert, aber man muss es so sagen.“ Dass niemand seinen Absturz plant, sondern dass es oft Schicksalsschläge sind, die Menschen  auf die schiefe Bahn geraten lassen, erzählt er im Folgenden sehr emotional.

Mit neun war Fußball sein Leben, er wollte Fußballprofi werden. Der Anfang vom Ende nahm an einem Freitagabend seinen Lauf. Eigentlich sollte er mit seinem Vater auf den Bolzplatz gehen, wie jeden Tag. Doch der Vater fuhr mit ihm zu einer Feier in einer Werkstatt und der Junge vertrieb sich die Zeit damit, einen Ball gegen ein rotes Werkstatttor zu ballern, bis dieser auf einem Dach landete. Er kletterte hinterher, sah noch, wie der Ball von einem Auto überrollt wurde und stürzte mehrere Meter durch ein gläsernes Dachfenster in die Tiefe. Dreifacher Schädelbasisbruch.  Die Mutter erlitt bei seinem Anblick auf der Intensivstation einen Nervenzusammenbruch, sie wurde schwer nervenkrank und abhängig von Medikamenten. Sein Vater, der Superheld seiner Kindheit, fing an zu trinken und wurde Alkoholiker. Heute sitzt er teilnahmslos im Rollstuhl.

Doch anders als die Ärzte es prognostizierten, erholte sich der kleine Dominik von dem Unfall, war aber in der Schule nicht mehr gut und - er sah jünger aus als er war. „Ich war mit 13 klein, dünn, zerbrechlich und hässlich, hatte einen riesigen Schädel, Hasenzähne und Brille, außerdem eine Scoutranzen mit Dinos und Reflektoren, der mich überall outete und durch sein Gewicht daran hinderte, zurückzuschlagen, denn ich wurde in der Schule zum Opfer, zum Spast, so nannten mich alle.“ Forster zeichnet die Figur des 13-Jährigen, der aussieht wie ein Neunjähriger, auf ein Flipchart. Comicautor ist er übrigens auch und hat seine Lebensgeschichte gezeichnet – Beispiele seiner Arbeiten liegen für die Schüler aus.

„Immer, wenn mein übergewichtiger Lehrer sich zur Tafel umgedreht hat, hat ein Riese von Mitschüler mich auf den Hinterkopf geschlagen. Mein Hass wuchs, aber ich wollte meinen Eltern nicht zur Last fallen und habe nichts gesagt, die waren eh nur mit sich selbst und ihren Süchten beschäftigt. Aber irgendwann habe ich beschlossen, mich zu wehren und schlug zurück.“ Karatetiger und Karatekid wurden seine großen Vorbilder – immer ging es in den Heldenstorys um einen seltsamen Jungen, den keiner leiden kann.

Warum bringen sich Kinder um, fragt Dominik Forster eindringlich und ermuntert seine jungen Zuhörer, bei Mobbing nicht wegzuschauen.

Später waren Aggro Berlin, Sido und Bushido seine Vorbilder – je härter die Texte, umso besser. „Wenn ich die kopiere, dann werde ich genau so reich und berühmt, dachte ich, und Alkohol und Drogen wurden zum Alltag. In einer neuen Gruppe fand ich endlich Anerkennung, zugedröhnt mit Speed ging es dann z.B. in einen Technoclub, der Abend war phänomenal, jede Droge ist wie eine Rakete - doch sie explodiert. 2012 war mein Leben dann vorbei.“ In einer schrecklichen Messibude schneidet er sich Käfer aus der Haut, die gar nicht existieren. Bis das SEK irgendwann seine Wohnung stürmte und er in den Knast wanderte. Den schildert er sehr eindringlich und abschreckend. „Da wollt ihr nicht hin, da sind nur Kaputte.“ Eigentlich will er sich das Leben nehmen, hat aber nicht den Mut dazu. Nach einem Rückfall erkennt er, dass er so nicht weiterleben kann, macht eine Therapie und läuft mit einem Sozialarbeiter über die Alpen nach Italien.

Seit 13 Jahren ist Dominik Forster jetzt clean und hat eine Familie, die ihm Halt gibt.

Organisiert wurde das Präventionsprojekt von Schulsozialarbeiter Christopher Illigen und dem Lehrerteam Anna Dötsch und Steffi Jäger, finanziert durch das Programm ,,Aufholen nach Corona.“

© Drei-Maare-Realschule plus Daun
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