Realschule Plus - Daun Vulkaneifel - Kooperative Realschule

Beeindruckende Begegnung

Gerd Klestadt - Holocaust-Überlebender besucht am 16.03.2017 die Drei-Maare-Realschule plus Daun

Der Holocaust-Überlebende Gerd Klestadt, der heute in Luxemburg mit seiner Frau und seinen Kindern lebt, besuchte am 16. März unsere Schule und berichtete allen 10er Klassen insbesondere über seine Zeit im Konzentrationslager Bergen-Belsen nördlich von Hannover. Den Besuch von Herrn Klestadt verdanken wir unserer Konrektorin Frau Klas, die alles organisiert und möglich gemacht hat.
Er erzählte dazu auch noch, dass seine Geschichte ähnlich wie die von der Anne Frank sei und mit Hilfe einer Powerpointpräsentation vermittelte Herr Klestadt uns viele Eindrücke von damals.
Gerd Klestadt wurde 1932 als Sohn des Juristen Berthold Klestadt und Ruth Klestadt-Grüntal in Düsseldorf geboren. Da die Familie Klestadt jüdisch ist, mussten sie 1936 vor den Nazis in die Niederlande flüchten und lebten dort in der holländischen Provinz Utrecht ,,ohne Nationalität und Papiere''. Im Jahre 1943 hat die Familie den Plan gehabt nach Südamerika zu flüchten, doch dieser Plan gelang nicht, denn sie wurden von den Nazis gefunden und zunächst in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Ende Januar 1944 wurde er mit seinen Eltern und seinem drei Jahre jüngeren Bruder von dem Durchgangslager Westerbork in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt.
In den Waggons, wo sie waren, waren mit ihnen 60-70 Juden zusammengepfercht. Erwachsene, Kinder, Jung und Alt. Und auf dem Boden lagen auch schon die ersten Leichen, erzählte er. Als sie am Bahnhof in Bergen angekommen waren, hatten sie noch sechs Kilometer Fußmarsch vor sich. Alle, die keine Kraft mehr hatten oder nicht mehr konnten, wurden von den Soldaten oder SS-Leuten getötet.
Im Konzentrationslager wurden Frauen mit Töchtern und kleinen Kindern von den Männern und Jungen getrennt. Gerd Klestadt sah damals mit elf Jahren schon etwas älter aus und blieb deshalb bei seinem Vater und musste wie seine Eltern Zwangsarbeit verrichten. Wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahre 1945 verstarb sein Vater in einer Nacht neben ihm, was er erst am Morgen darauf bemerkte.
Am 15.April 1945 wurde das Lager Bergen-Belsen befreit, während draußen ca. zehntausend Leichen unter dem freiem Himmel am verwesen waren. Aber zu diesem Zeitpunkt waren Gerd, seine Mutter und sein Bruder nicht mehr da. Sie wurden mit ca. 2000 anderen Lagerinsassen in einen Zug mit Viehwaggons gesteckt mit unbekanntem Ziel. Aufgrund der Kriegswirren fuhr der Zug planlos durch die Gegend und blieb irgendwann stehen, weil die Kohle ausgegangen war. Doch die Menschen im Zug wurden dann von dem amerikanischen Panzerkommandanten Frank Tower in der Nähe von Farsleben befreit.
Gerd Klestadt kehrte zurück zu seiner Familie nach Holland. Er ging zur Schule, machte dann sein Abitur und studierte Landwirtschaft. Nachdem er sein Studium beendet hatte, arbeitete in Israel, Nord- und Zentralafrika sowie 15 Jahre in Südafrika. In Südafrika lernte er seine Frau Charlene kennen, mit der er seit 46 Jahren verheiratet ist. Seine Frau war stark in der Anti-Apartheit-Bewegung engagiert, weshalb sie auch Südafrika verließen und sich in Luxemburg niederließen, wo sie heute noch leben.

Am Ende seines Vortrages durften die Schüler ihm ein paar Fragen stellen, wie z.B.: Wie sah der Tagesablauf in einem Konzentrationslager aus? Haben die Ereignisse von damals Folgen für sein jetziges Leben? Alle Fragen hat er am Ende für die Schüler beantwortet.
Zum Schluss verteilte Gerd Klestadt an alle kleine Glasmurmeln als Symbol für unsere Erde und die Verschiedenheit der Menschen, für sie es sich lohne einzutreten.

Leonie Qauch, 10a

  

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