Vom Zuckerhut in die Vulkaneifel

Aus der 6-Millionen-City Rio de Janeiro nach Daun: Ingrid Bordignon ist im Rahmen des Austauschprogramms Erasmus – ein Förderprogramm der Europäischen Union – für drei Wochen in Daun zu Gast und hospitiert an der Drei-Maare-Realschule plus, um einen Einblick in das deutsche Schulsystem zu gewinnen. Die Brasilianerin lehrt in der Küstenmetropole an der privaten Cruzeiro-Schule Deutsch als Zweitsprache (DaZ), dies seit nunmehr vier Jahren für die sechsten und siebten Klassen. Hier drücken 1900 junge Leute die Schulbank, 200 Lehrer unterrichten diese. Deutsch ist hier als erste Fremdsprache verpflichtend, die Schule kooperiert mit mehreren deutschen Universitäten und außerdem haben viele Brasilianer deutsche Wurzeln.
Nach ihrem Studium der deutschen Sprache war Ingrid schon einmal in Deutschland, 2007 für sieben Monate als Au-Pair-Mädchen bei einer Familie in Lübeck. ,,Die Neugier trieb mich dazu, Deutsch zu studieren, vor allem vom Klang hat mir die Sprache sehr gefallen.“
Große Unterschiede der Systeme sieht sie nicht: „Bei uns sind die Kinder vielleicht etwas lebhafter, aber im DaZ-Unterricht handelt es sich ja in Brasilien wie hier auch um kleinere Schülergruppen, mit dem Unterschied aber, dass es bei uns keine Kinder mit Migrationshintergrund gibt, das finde ich hier spannend.“
Ingrids Motivation für den Auslandsaufenthalt: „Ich möchte meine Kenntnisse der Sprache weiterentwickeln. Wenn man keine deutschen Vorfahren hat und nicht privat Deutsch sprechen kann, ist das ansonsten schwierig. Außerdem möchte ich auch sehen, wie an einer deutschen Schule gearbeitet wird und generell interessieren mich Land und Leute.“
Sie ist zum 1. Mal in der Eifel und absolut begeistert von der wunderschönen Natur, aber auch kulturelle Sehenswürdigkeiten kommen nicht zu kurz. „Ich habe schon Trier besichtigt, außerdem werde ich noch Köln besuchen.“ Da sie als waschechte Brasilianerin natürlich den Karneval liebt und hierin selbst als Sambatänzerin in Aktion tritt, durfte sie in Daun ein Ereignis nicht verpassen: die Prinzenproklamation am 11.11. zur Eröffnung der närrischen Saison. „Das war ein Vergnügen, das zu sehen. Bei uns in Brasilien gibt es zwar keinen Prinzen, dafür aber einen König, der den Schlüssel der Stadt beim Karneval für eine Woche lang bekommt.“ Was auch nicht fehlen darf als Deutschlehrerin, ist ein Einblick in die Geheimnisse deutscher Dialekte: das Eifelaner „Da jeeehh“ nimmt sie auf jeden Fall mit an die Copacabana.